Ausschnitt aus einer Briefkorrespondenz mit Mave Venturin:

 

 

liebe mave

 

 

in vorbereitung auf die workshops in graz habe ich mir nochmal Tim Etchells text «eine axt für das gefrorene meer» angesehen.

 

„...Du kennst das Gefühl, nehme ich an. Du bist auf dem falschen Weg, wirfst die Worte vor dir her wie Steine, auf die du treten willst, ein improvisierter Pfad. Du balancierst auf dem Ein-wenig-Irgendwas-Sein, dann merkst du, dass der Weg, den du dir bautest, uneben ist oder dunkel oder anderswertig ungeeignet.“

 

in diesem sinne lade ich dich ein über unsere steine und deren geplante platzierung zu sprechen und weniger über das ein-weing-irgendwas-sein, auch wenn sich das leichter schreibt als...

 

INTENSION ich habe dir im letzten Brief den gi|go|lo [ʒi:golo, auch 'ʒɪ…] vorgestellt. schnell wäre eine pose gefunden. die Schrift würde auf den körper kommen. was dabei passiert ist allerdings lediglich eine illustration, dieses ohnehin im lexikon enthaltenen denk- oder fragwürdigen Eintrags. was ist der mehrwert der performance bzw. der fotografischen dokumentation; meine ehem. mitbewohnerin anna lebedeva würde sagen: „intellektuelle dekoration“.

 

das projizieren macht für mich am meisten sinn, wenn dadurch neue kontexte, assoziationen, gedanken ... entstehen.

 

STIMME es ist eine kritische. sie hinterfragt gesellschaftliche konventionen und lexikalische definitionen. ohne eine ernsthaftigkeit macht es wenig sinn oder steuert auf einen Nihilismus zu (?). Wobei mir das auch ganz gut gefällt. Streichen wir die Passage mit dem Nihilismus, da war die Hand schneller als der Kopf.

 

HALTUNG ich lasse mich ein auf erfahrungen. behalte ein „waches auge“. ich lese ungefiltert definitionen, manchmal ermüdend lange, manchmal ohne bewussten erkenntnisgewinn. dennoch möchte ich meine umwelt besser verstehen. zusammenhänge de-konstruieren oder re-konstruieren, welche haltung nehme ich dabei ein? –eine forschende. vielleicht.

 

 

Bussi dein Gi|go|lo